
Halt dich gut fest, denn was du jetzt entdecken wirst, ist ein Thema, das dich richtig wütend machen könnte. Reifen sind überall! In Autos, Lastwagen, Fahrrädern, Motorrädern und Flugzeugen. Und trotzdem spricht fast niemand über ihre riesigen Probleme. Wie die Tatsache, dass jedes Jahr weltweit 6 Millionen Tonnen giftiger Partikel durch Reifenabrieb entstehen. Das ist eine echte gesundheitliche und ökologische Katastrophe von gewaltigem Ausmaß. Denn bei Reifen haben wir es mit stillen Killern zu tun, die unsere Luft, unser Wasser und unsere Nahrung verseuchen. Warum also dieses ohrenbetäubende Schweigen? Vielleicht weil eine Industrie mit 180 Milliarden Dollar Jahresumsatz alles tut, um das Thema unter den Teppich zu kehren. All diese Punkte werden wir im Laufe dieses Beitrags zu verstehen versuchen.
Elektroautos verschlimmern die Reifenverschmutzung
Elektroautos werden uns oft als ökologische Wunderlösung präsentiert. Aber es gibt ein Problem, das man oft vergisst zu erwähnen. Es geht um das Gewicht der Batterien. Denn diese Ungetüme von mehreren hundert Kilo machen Elektrofahrzeuge 10 bis 30% schwerer als ihre Verbrenner-Entsprechungen. Nun, je schwerer ein Fahrzeug ist, desto schneller nutzen sich seine Reifen ab. Das Ergebnis ist also, dass sich die Reifen von Elektroautos im Durchschnitt 20% schneller abnutzen als die von klassischen Fahrzeugen. Die direkte Folge dieses beschleunigten Verschleißes ist, dass Elektrofahrzeuge zwischen 20 und 26% mehr Reifenpartikel-Emissionen erzeugen als Verbrenner.
Du beginnst das Problem zu sehen? Wir verschlimmern eine Verschmutzungsquelle. Ein Elektroauto kann zum Beispiel bis zu 760 Kilo mehr wiegen als sein Verbrenner-Pendant. Und diese hunderte zusätzlicher Kilos pressen die Reifen buchstäblich gegen den Asphalt. Das setzt noch mehr giftige Partikel in die Umwelt frei. Außerdem erhöht das sofortige Drehmoment der Elektromotoren, die ihre gesamte Leistung ab der ersten Sekunde liefern, den vorzeitigen Verschleiß noch weiter. Der Übergang zur Elektromobilität wird also das Problem der Schadstoffemissionen nicht lösen, wenn wir uns nicht ernsthaft mit der Reifenfrage befassen. Aber was steckt eigentlich wirklich in einem Reifen?
Die Zusammensetzung von Reifen ist ein giftiges Geheimnis
Du glaubst zu wissen, was in deinen Reifen steckt? Nichts ist weniger sicher! Ein Reifen besteht grob gesagt aus 40 bis 60% Natur- und Synthesekautschuk, 20 bis 35% Ruß, bis zu 28% aromatischem Öl, einer Stahlarmierung, Schwermetallen wie Zink, Cadmium, Blei und Kupfer, und 5 bis 15% chemischen Zusatzstoffen. So präsentiert könnte das noch durchgehen. Aber das Problem beginnt, sobald man beim Aspekt der chemischen Zusatzstoffe tiefer gräbt. Denn in diesem Bereich reden wir in Wirklichkeit von hunderten verschiedener Substanzen. Und hier kommt der Skandal: Reifenhersteller sind nicht verpflichtet, alle ihre Inhaltsstoffe offenzulegen. Daher gibt es hunderte verschiedener Rezepturen und jeder Hersteller hütet seine geheimen Rezepte eifersüchtig, weil die genaue Formulierung der Reifen als Geschäftsgeheimnis gilt. Also weiß niemand wirklich, was bei ihrer Herstellung reinkommt.
Das ist doch unglaublich, oder? Wir fahren auf einem Chemie-Cocktail herum, dessen genaue Zusammensetzung wir nicht kennen. Und das bisschen, das wir davon wissen, gibt ernsthaften Grund zur Besorgnis. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Zink, Blei, Cadmium, Quecksilber, Chrom und Vanadium drin sind. Kurz gesagt: alles superschädliche Schwermetalle für die Gesundheit. Man findet dort auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die berühmten PAKs, die als krebserregend gelten. Es gibt auch 6PPD, darauf kommen wir später zurück, denn das ist das Schlimmste von allem. Nicht zu vergessen Benzothiazole, Phthalate, Sulfenamide, Guanidine und Thiazole. Soll ich weitermachen oder hast du verstanden, welche Art von Zutat in die Zusammensetzung eines Reifens eingeht?
Die PAK-Konzentration kann in den verwendeten Ölen 300 bis 700 Milligramm pro Kilo erreichen. Aber das ist noch nicht alles, denn einige Abbauprodukte dieser Chemikalien sind noch giftiger als die ursprünglichen Verbindungen. Anders gesagt, wenn sich der Reifen abnutzt und diese Substanzen bei Kontakt mit Luft und Sonne zerfallen, werden sie noch gefährlicher als sie es ohnehin schon waren. Jetzt ist die wirkliche Frage: Wo landet all dieses Gift?
Reifen verschmutzen massiv die Ozeane und Gewässer
Mach dich bereit, denn die Zahlen sind schwindelerregend. Reifen sind die zweitgrößte weltweite Quelle der Mikroplastikverschmutzung, gleich nach Einwegplastik. Jedes Jahr landen 200.000 Tonnen Partikel in den Meeren und Ozeanen weltweit. Um dir eine Vorstellung vom Ausmaß des Problems zu geben: Zwischen 5 und 10% aller in Meeresgewässern vorhandenen Plastikteile stammen vom Reifenabrieb. Aber wenn wir speziell auf primäre Mikroplastikpartikel schauen, also jene, die direkt als winzige Teilchen emittiert werden, statt durch den Zerfall größerer Stücke zu entstehen, dann erreichen wir satte 28%! Also mehr als ein Viertel dieser gesamten unsichtbaren Verschmutzung, die das Meeresleben zerstört, kommt von unseren Reifen.
Aber wie kann das dort ankommen? Das ist einfach zu verstehen. Wenn du fährst, nutzen sich deine Reifen ab und die Partikel fallen auf die Straße. In städtischen Gebieten, die mit Regenwasser-Sammelsystemen ausgestattet sind, werden diese Partikel vom Regen in die Kanalisation gespült. Das Problem ist, dass in vielen Städten dieses Regenwasser ohne jede Behandlung direkt in die Flüsse geleitet wird. In Städten, wo es in Kläranlagen behandelt wird, passieren trotzdem 35% der Partikel die Filter, ohne zurückgehalten zu werden. Dadurch landen sie im landwirtschaftlichen Bewässerungswasser und sogar im Trinkwasser. Aber auf Landstraßen, Autobahnen und allen Gebieten ohne Sammelsystem ist es noch schlimmer. Dort gehen 100% der Partikel bei Regen direkt in die Natur, in Gräben, Felder, Wälder und Gewässer. Insgesamt landen 82% aller von Reifen emittierten Partikel in aquatischen Lebensräumen.
Aber der wahre Albtraum ist eine bestimmte Chemikalie namens 6PPD-Chinon. 6PPD ist ein Zusatzstoff, der praktisch allen Reifen zugesetzt wird, um Rissbildung zu verhindern. Das Problem ist, dass wenn 6PPD dem atmosphärischen Ozon ausgesetzt wird, es sich in 6PPD-Chinon verwandelt. Diese Substanz ist ein tödliches Gift für bestimmte Fische. Sie tötet zum Beispiel zwischen 40 und 90% der Coho-Lachspopulation, die in den Gewässern der US-Westküste laicht. Und jahrzehntelang fragten sich Wissenschaftler, warum diese Lachse nach Regenfällen massenhaft starben. Aber eine Studie von 2020 löste das Rätsel, indem sie 6PPD-Chinon in Reifenpartikeln, die durch Oberflächenabfluss transportiert wurden, als Verantwortlichen für dieses Massensterben identifizierte.
Dieses hochgiftige Produkt ist auch tödlich für Regenbogenforellen, Bachsaiblinge, Seesaiblinge und Weißstöre. Wir sprechen von akuter Sterblichkeit selbst bei winzigen Konzentrationen. Auch andere Wasserlebewesen bleiben nicht verschont. Die Partikel verursachen Zellschäden, hormonelle Störungen, Schwächung des Immunsystems und schließlich den Tod. Das Wasser ist also massiv verseucht, aber bei der Luft, die wir atmen, ist es noch schlimmer.
Reifenpartikel in der Luft sind unsichtbare Killer
Ohne es zu ahnen, hast du vielleicht gerade Reifenpartikel eingeatmet. Denn zwischen 3 und 7% der gesamten PM2.5-Luftverschmutzung stammt vom Reifenabrieb. PM2.5, das sind diese Partikel mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser, die tief in deine Lungen eindringen. Und es ist unmöglich ihnen zu entkommen, weil ein Auto 1 Billion Partikel unter 100 Nanometern pro gefahrenem Kilometer ausstößt. Ja, du hast richtig gelesen: Eine Billion pro Kilometer!
Diese ultrafeinen Partikel sind so winzig, dass sie etwas tun können, was größere Partikel nicht können. Das heißt, sie durchdringen das Lungengewebe und gelangen ins Blut. Sie können sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden und das Gehirn erreichen. Und die Folgen sind vielfältig, denn Studien deuten auf Zusammenhänge mit Herz-, Lungen-, Entwicklungs-, Fortpflanzungsproblemen und Krebs hin. Laborforschungen haben auch oxidativen Stress und entzündliche Reaktionen in Lungengewebe nachgewiesen, das Reifenpartikeln ausgesetzt war.
Aber halt dich gut fest, denn hier kommt die schockierendste Zahl: Im Jahr 2021 stammten 52% der gesamten Feinstaubverschmutzung aus dem Straßenverkehr von Reifen und Bremsen. Mehr als die Hälfte! Auspuffrohre verschmutzen inzwischen weniger als Reifen. Der State of Global Air Report 2024 (Daten von 2021) gibt sogar 8,1 Millionen jährliche Todesfälle an, was Luftverschmutzung zum zweitwichtigsten Risikofaktor für Todesfälle weltweit macht. Und alles deutet darauf hin, dass Reifenabrieb erheblich zu dieser globalen Gesundheitsbelastung beiträgt.
Ein Standardreifen verliert über seine gesamte Lebensdauer zwischen 1,5 und 3 kg Gummi. Bei einem Durchschnittsauto mit Reifen, die 40.000 km halten, entspricht das etwa 200 mg Partikel pro Kilometer. Aber diese Zahl variiert enorm je nach mehreren Faktoren: dem Fahrzeuggewicht (elektrische SUVs können 440 bis 600 mg/km ausstoßen), dem Fahrstil (sportlich oder sanft), der Reifenweichheit (ein Sportreifen nutzt sich schneller ab als ein gehärteter Langstreckenreifen), und vor allem der Qualität des Straßenbelags. Denn ein Straßenbelag aus körnigem Teer oder abrasivem Beton reibt Reifen viel schneller ab als glatter Asphalt, was die Partikelemissionen bei gleicher Laufleistung stark erhöht. Das mag wenig erscheinen, aber wenn du das mit der Anzahl der Fahrzeuge auf der Erde multiplizierst, verstehst du das Ausmaß der Katastrophe. Die Luft ist also verschmutzt, das Wasser ist also verschmutzt… und jetzt rate mal was? Zwangsläufig auch unsere Nahrungsmittel 🙁
Reifenrückstände verseuchen unsere Nahrung
Ja, du hast richtig gelesen. Es gibt Reifenrückstände in deinem Salat. Eine Studie der Universität Wien hat nachgewiesen, dass chemische Reifenzusätze von den Wurzeln der Gemüsepflanzen aufgenommen werden und sich in den Blättern anreichern, die wir essen. Die Forscher testeten Hydrokultursalate, indem sie ein wenig Reifenpartikel hinzufügten, und das Ergebnis ist eindeutig: Alle getesteten chemischen Verbindungen wurden von den Pflanzen aufgenommen. Alle, ohne Ausnahme, einschließlich des berühmten 6PPD und seines giftigen Derivats 6PPD-Chinon.
Dieselbe Wiener Studie maß die tatsächlichen Konzentrationen in Blattgemüse, das in der Schweiz und in Israel angebaut wurde: 238 Nanogramm pro Kilo Benzothiazol und 0,4 Nanogramm pro Kilo 6PPD. Je nach Ernährungsweise setzt das jede Person einer unfreiwilligen täglichen Aufnahme von 12 bis 1.296 Nanogramm Benzothiazol und 0,06 bis 2,6 Nanogramm 6PPD aus. Das ist ein riesiges Problem, denn es wurden keine Sicherheitsschwellenwerte für diese Substanzen in Lebensmitteln festgelegt. Wir nehmen also täglich Reifenzusätze zu uns, ohne zu wissen, ab welcher Dosis sie für unsere Gesundheit gefährlich werden. Aber wie gelangen diese Sauereien in unser Gemüse? Durch Bewässerungswasser natürlich! Denn wie wir zuvor gesehen haben, verseuchen Reifenpartikel Süßwasserquellen und landwirtschaftliche Böden. Und dadurch werden die chemischen Zusatzstoffe schließlich von den Pflanzenwurzeln aufgenommen.
Aber das ist noch nicht alles! 6PPD und 6PPD-Chinon wurden im Urin von 150 getesteten Personen in Südchina nachgewiesen, darunter Kinder, Erwachsene und schwangere Frauen. Übrigens wiesen schwangere Frauen die höchsten Konzentrationen auf. Wir haben also buchstäblich Reifenrückstände in unserem Körper. Wenn nun bewiesen ist, dass Menschen verseucht sind, was ist dann mit dem Rest der Lebewesen?
Reifen zerstören Fauna und Flora
Die Auswirkungen beschränken sich natürlich nicht auf Menschen und Fische. Das gesamte Ökosystem leidet heftig. Beginnen wir mit den Böden. Reifenpartikel verseuchen Böden und zerstören lebenswichtige Organismen wie Mikroben und Würmer. Dabei sind es genau diese Bakterien und Würmer, die die Erde belüften und die Nährstoffe schaffen, die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Und wenn diese Organismen verschwinden, wird der Boden kompakter und weniger effizient beim Wasserspeichern.
Die Pflanzen selbst sind also direkt betroffen. Denn Reifenpartikel reduzieren das Wurzel- und Sprosswachstum vieler Kulturpflanzen wie Mungobohnen, Sojabohnen, Lauch und Weizen. Unsere Nahrungspflanzen wachsen also wegen der Reifen schlechter. Und was das Meeresleben betrifft, haben wir schon darüber gesprochen. Aber wir müssen weiter gehen. Denn die Partikel verseuchen auch marine Copepoden, das sind winzige Krebstiere an der Basis der gesamten ozeanischen Nahrungskette. Wenn du also die Copepoden tötest, tötest du alles, was sich von ihnen ernährt, dann alles, was sich von dem ernährt, was sich von ihnen ernährt… und so weiter bis zur Spitze der Nahrungskette. Und je höher du in der Kette steigst, desto mehr steigt die Konzentration. Und am Ende, rate mal, wer sich mit der höchsten Dosis wiederfindet?
Reifenverbrennung ist eine gesundheitliche und ökologische Katastrophe
Ein brennender Reifen ist regelrecht die chemische Apokalypse. Denn wenn ein Reifen Feuer fängt, setzt er einen Cocktail hochgiftiger Substanzen frei. Darunter finden sich unter anderem Gifte wie Dioxine, Furane, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Polychlorierte Biphenyle, Chlorwasserstoff und Benzol. Ganz zu schweigen von einer ganzen Palette an Schwermetallen wie Cadmium, Nickel, Zink, Quecksilber, Chrom und Vanadium.
Das gemessene Verschmutzungsniveau übertrifft jede Vorstellungskraft. Eine Studie maß zum Beispiel eine durchschnittliche PM10-Konzentration von 280 Mikrogramm pro Kubikmeter während 24 Stunden Verbrennung, also siebenmal höher als die Umgebungsluft, die am selben Ort vor dem Feuer gemessen wurde. Die Gesamt-PAK-Konzentration erreichte 2.918 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Schwefeldioxid-Emissionen überstiegen die EPA-Normen um das Dreifache. Das ist absolut dramatisch.
Ein Reifenbrand erreicht leicht Temperaturen über 1.000°C. Wasser oder Schaum zum Löschen zu verwenden ist daher oft völlig nutzlos, denn die einzige wirksame Lösung ist es, die Reifen mit Erde oder Sand zu bedecken. Und das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass manche Reifenbrände monatelang ununterbrochen gebrannt haben. Wie zum Beispiel 1983 in Virginia, wo ein Brand von 7 Millionen Reifen eine 900 Meter hohe Rauchsäule erzeugte, die sich über 80 Kilometer erstreckte. Das Feuer brannte 9 Monate lang und verseuchte alle umliegenden Wasserquellen mit Blei und Arsen. Letztendlich entwickelten die unfreiwillig großen Mengen Dioxinen und Furanen ausgesetzten Menschen Chlorakne (eine schreckliche Hautkrankheit) sowie Leberprobleme und erhöhte Blutfettwerte.
Das muss also ganz klar sein. Solange das Problem der Reifenzusammensetzung nicht gelöst ist, müssen wir wenigstens vermeiden, das Problem dummerweise zu verschlimmern. Denn Demonstrieren ist ein Grundrecht und wütend über Ungerechtigkeiten zu sein ist legitim und sogar notwendig. Aber Reifen bei Demonstrationen zu verbrennen ist kriminell für die Umwelt, gefährlich für deine Gesundheit und die der anderen. Wenn du also für eine gerechte Sache kämpfen willst, zerstöre dabei nicht den Planeten, denn es gibt andere Wege, gehört zu werden. In der Zwischenzeit, wenn es sehr schlecht ist, Reifen zu verbrennen, kann man sie doch einfach verrotten lassen?
Verlassene Reifen verschmutzen jahrhundertelang
Schlechte Nachrichten, es ist nicht wirklich besser! Denn ein Standardreifen braucht unter typischen Deponiebedingungen zwischen 50 und 80 Jahren zum Zersetzen. Fünfzig bis achtzig Jahre ist schon enorm. Aber einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Reifenarten bis zu 2.000 Jahre brauchen könnten, um vollständig zu zerfallen. Zweitausend Jahre! Der Reifen deines Autos wird noch da sein, wenn deine Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel längst verschwunden sind.
Wie viele Reifen liegen derzeit auf dem Planeten herum? Vier Milliarden Altreifen häufen sich auf Deponien und in Lagern weltweit, davon allein 2 Milliarden in den USA. Und die ganze Zeit über bleiben sie nicht brav inert, während sie darauf warten zu verrotten. Ein verlassener Reifen in der Sonne setzt Methan in die Atmosphäre frei, ein Treibhausgas, das viel potenter ist als CO2. Die darin enthaltenen Schwermetalle und Chemikalien werden allmählich ausgewaschen und verseuchen Böden sowie Grundwasser.

Einfach Reifen längere Zeit auf den Boden zu legen reicht aus, um nützliche Bodenbakterien auszulöschen, was Pflanzen am richtigen Wachsen hindert. Also die netten Pinterest- und Insta-Ideen, Altreifen in Blumenkübel zu verwandeln, kannst du besser vergessen. Es gibt auch ein anderes großes Problem, über das nicht genug gesprochen wird. Verlassene Reifen werden zu perfekten Brutstätten für Mücken, weil sie Regenwasser sammeln und kleine stehende Tümpel schaffen, die ideal für ihre Larven sind. Das Ergebnis ist eine Verbreitung von Krankheiten wie West-Nil-Virus, Dengue, Malaria und Enzephalitis.
In Europa werden 95% der Altreifen zum Recycling gesammelt, was auf dem Papier ermutigend klingt. Aber schauen wir mal ein bisschen genauer hin, was „Recycling“ wirklich bedeutet. In Wirklichkeit werden 55% in verwertbares Material umgewandelt und 40% zur Energierückgewinnung verbrannt. Anders gesagt, fast die Hälfte endet trotzdem als Brennstoff für Zementwerke und andere umweltverschmutzende Industrien. Der Rest wird zu Gummigranulat zerkleinert, das für Kunstrasen-Sportplätze, Kinderspielplatzoberflächen verwendet oder mit Asphalt vermischt wird. Das Problem ist, dass diese Verwendungen die giftigen Partikel nur woanders verteilen. Sportplätze aus Reifengummi sind übrigens zunehmend wegen ihrer Gesundheitsrisiken umstritten. Es gibt auch enorme Unterschiede zwischen europäischen Ländern, manche erreichen 90% Recycling, während andere bei 60% stagnieren. Und dann denken manche sogar daran, Reifen als Baumaterialien zu recyceln. Das wirft andere Probleme auf, die wir uns jetzt anschauen werden.
Reifen im Bau zu verwenden birgt toxische Risiken
Earthships verwenden mit Erde gefüllte Reifen als Baumaterial. Auf dem Papier scheint das clever, weil man wiederverwendet und Deponien vermeidet. Aber in der Praxis ist es deutlich komplizierter, denn Reifen verlieren ihre Giftigkeit nicht, wenn sie in einer Wand vergraben sind, und geben weiterhin giftige Substanzen in die Innenraumluft ab. Zum Beispiel ist der Ruß, der sich allmählich löst, vom NIOSH als bekanntes Karzinogen eingestuft. Zinkoxid wiederum kann als Partikel eingeatmet werden und Schüttelfrost, Fieber, Engegefühl in der Brust und Husten verursachen.
Experten für ökologisches Bauen und Innenraumluftqualität sind eindeutig: Man sollte keine Reifen für den Wohnungsbau verwenden. Warum? Weil auf Dauer die Gasausgasungen die Erd- und Putzschichten durchdringen, die sie isolieren sollen. Diese flüchtigen Substanzen bleiben nicht brav hinter deiner Wand eingeschlossen, sie wandern allmählich durch poröse Materialien. Und diese Ausgasung wird sich über Jahre fortsetzen. Außerdem können sich Wandbeschichtungen im Laufe der Zeit auch abbauen, sodass Reifenpartikel sowohl nach innen als auch nach außen entweichen. Ergebnis: Dein angeblich ökologisches Haus verseucht deine Innenraumluft und deinen Gemüsegarten.
Und das ist nicht nur theoretisch oder hypothetisch. Denn mehrere Personen haben Allergien entwickelt, die sie nicht hatten, bevor sie in Earthships lebten. Manche sind weggezogen und haben nach einer gewissen Zeit ihre Gesundheit wiedererlangt. Zufall? Vielleicht, oder vielleicht auch nicht. Aber manche Länder haben die Verwendung von Reifen in Gebäuden regelrecht verboten. In Belgien zum Beispiel verwenden Earthship-Bauer inzwischen Earthbags statt Altreifen. Das sind Säcke, die man mit Erde füllt. Aber Achtung! Säcke aus Polypropylen (Plastik) sind ökologisch kaum besser als Reifen. Daneben sind Säcke aus Naturfasern wie Hanf oder Jute eine ausgezeichnete Alternative. Aber ihre Umsetzung erfordert eine besondere Technik. Wir bereiten übrigens ein detailliertes technisches Datenblatt zu diesem Thema für die Rubrik Ökobau von NovaFuture vor.
Bei NovaFuture ist unsere Position klar und wir wenden das Vorsorgeprinzip an. Reifen sind hochgiftig, also warum das geringste Risiko eingehen, dein Zuhause zu verseuchen? Besonders da es der Ort ist, wo du ein Drittel deines Lebens verbringst und wo deine Kinder aufwachsen. Während gesunde Alternativen existieren und sehr gut funktionieren. Also verwende sie lieber, statt unnötige Risiken einzugehen. Jetzt, mit all diesen wissenschaftlich bewiesenen und umfassend dokumentierten Gefahren, was macht die Reifenindustrie?
Die Reifenindustrie entkommt jeder Regulierung dank Lobbyarbeit
Wir kommen zum Kern des Skandals und zur wirklich heiklen Frage. Warum bewegt sich nichts trotz all dieser erdrückenden Beweise? Die Antwort ist einfach und lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Geld! Die weltweite Reifenindustrie ist 180 Milliarden Dollar pro Jahr wert. Einhundertachtzig Milliarden! Unnötig zu sagen, dass du mit dieser Art von finanziellen Mitteln enorm viele politische Entscheidungen beeinflussen und ziemlich viele lästige Regulierungen blockieren kannst.
Reifenhersteller haben ihre Lobbyarbeit bei EU-Gesetzgebern intensiviert, die strengere Vorschriften zum Reifenabrieb erwägen. Aber warum so viel Aufwand, um diese Regulierungen zu blockieren? Weil sie ihnen Milliarden an Kosten für die Neugestaltung ihrer Produkte kosten könnten. Ihre Taktiken sind übrigens ziemlich kreativ, um es höflich auszudrücken. Zum Beispiel hat der europäische Reifenherstellerverband eine Studie in Auftrag gegeben, die bequem zu dem Schluss kommt, dass die meisten Reifenpartikel nie in Flüssen und Ozeanen landen. Diese Leute wurden wirklich geboren, bevor es Scham gab!
Aber es geht noch weiter! Sie haben eine Beratungsfirma beauftragt, die auf die Verteidigung von Unternehmen gegen Vorwürfe chemischer Exposition spezialisiert ist. Zwei ehemalige Mitarbeiter dieser Firma sagten unter Anonymitätszusage etwas Aufschlussreiches. Ich zitiere: „Wenn wir etwas finden würden, das unseren Kunden in einem schlechten Licht darstellen würde, würden wir es nicht veröffentlichen“. Du hast richtig gelesen, gefälschte Studien zum Schutz der Profite der Reifenindustrie.
Das Ergebnis all dieser Lobbyarbeit? Es gibt keine spezifischen Vorschriften zur Reifenverschleißrate und die Aufsicht über in ihrer Produktion verwendete Chemikalien ist extrem begrenzt. Keine der bestehenden Vorschriften befasst sich direkt mit dem Beitrag von Reifenabriebpartikeln zur Umweltzerstörung. Wenn wir das mit dem vergleichen, was aus Auspuffrohren kommt, kann man sagen, dass es zweierlei Maß gibt. Denn Auspuffemissionen wurden ausführlich untersucht und sind seit Jahrzehnten streng reguliert. Reifen- und Bremsemissionen hingegen sind viel schwieriger zu messen und zu kontrollieren, also lässt man sie jeder Regulierung entkommen.
In der Zwischenzeit werden weltweit jährlich 3 Milliarden neue Reifen produziert und diese Zahl steigt nur weiter. Aber hier und da beginnen einige zaghafte Aktionen aufzutauchen. Wie zum Beispiel mit der Umweltschutzgruppe Earthjustice, die eine Klageankündigung gegen Reifenhersteller wegen Verletzung des Artenschutzgesetzes aufgrund der Verwendung von 6PPD eingereicht hat. Es gibt auch ein neues kalifornisches Gesetz, das Reifenhersteller nun verpflichtet, Alternativen zu schädlichen Zusatzstoffen wie 6PPD zu erforschen. Aber auf globaler oder sogar föderaler Ebene? Überhaupt nichts.
Fazit – Es ist höchste Zeit zu handeln!
Wir sagen nicht, dass wir zum Holzrad zurückkehren müssen. Wir sind keine Idioten, die die Rückkehr in die Steinzeit predigen, und wir wissen sehr wohl, dass Reifen für Transportmittel notwendig sind. Was wir einfach anprangern, ist das völlige Fehlen von Umweltbemühungen eines Sektors, der den Planeten ungestraft vergiftet. Und auch, dass die Reifenindustrie keinerlei Kontrolle über die Zusammensetzung ihrer Produkte unterliegt, obwohl dies ein wichtiges Thema für die öffentliche Gesundheit ist.
Wenn du also auch denkst, dass wir das nicht länger schweigend hinnehmen können, zögere nicht, diesen Artikel massiv in deinem Umfeld zu teilen und ihn auf all deinen sozialen Netzwerken zirkulieren zu lassen. Denn je mehr wir sind, die darüber sprechen und die Information weiterleiten, desto schwieriger wird es für die Industrie und die Politik, das Problem zu ignorieren und so zu tun, als ob nichts wäre. Schweigen tötet, also lasst uns alle in unserem Maßstab Medien sein.
Und abschließend hat dieser Beitrag viel Zeit für seine Erstellung benötigt. Wenn er dir also nützlich sein konnte, danke dafür, dass du dir ein paar Sekunden nimmst, um die Seite zu unterstützen, indem du uns einen Kaffee spendierst. Und wenn du reagieren möchtest, bist du im Kommentarbereich unten herzlich willkommen. Bis bald für neue Abenteuer, die hoffentlich erfreulicher sind.